Während meines Studiums war es oftmals kurz vor den Prüfungen der immer gleiche Ablauf. Morgens aufstehen, erste Runde lernen, Pause zwischendurch, wieder lernen, Abendbrot und dann bis spät in die Nacht weiter lernen. Und je näher die Prüfung kam, desto später wurden die Nächte und kürzer der Schlaf. Teilweise waren die letzten beiden Nächte vor der Prüfung nicht mehr vom Tag zu unterscheiden.
Ok, hat meistens geklappt, aber schön war das definitiv nicht und wenn man genau darüber nachdenkt, auch nicht optimal.
Denn unser Gehirn kann das Lernen durch ausreichenden und guten Schlaf immens unterstützen – in jedem Alter.
Das Gehirn verändert sich ständig
In unseren jungen Jahren passt sich das Gehirn am stärksten an und verändert sich praktisch unaufhörlich. Das nimmt dann mit zunehmenden Alter in seiner Geschwindigkeit ab – dennoch verändert es sich auch weiterhin, nur eben langsamer.
Alle Informationen, welche wir täglich aufnehmen, werden von unserem Gehirn gefiltert, weiterverarbeitet, wieder aussortiert, neu kombiniert oder abgespeichert. Fortlaufend. Ohne Pause.
Diese Herkulesaufgabe bedarf dann auch einer Menge an Energie und hält unser Gehirn über den Tag ständig auf Trab.
Lernen im Schlaf – der Traum wird wahr
Das langfristige Speichern von Informationen ist ein komplizierter Auswahlprozess, welcher in erster Linie durch die Wichtigkeit der Information bestimmt ist. Diese Wichtigkeit ist meistens durch die Häufigkeit gekennzeichnet – also wie oft haben wir die Information aufgenommen oder wiederholt.
Hat das Gehirn dann solch eine Information identifiziert, schließen sich die Nervenzellen kreisartig zusammen und geben mittels Spannungszuständen die Informationen von Zelle zu Zelle weiter1 – wir haben etwas gelernt!
Damit dieser Ablauf ungestört und effizient vonstatten gehen kann bedarf es vor allem einer Sache – ausreichender und ungestörter Schlaf. Denn je besser der Schlaf, desto besser können wir die Informationen verarbeiten und lernen.
Darüber hinaus passiert während des Schlafes noch eine weitere wichtige Handlung – unser Gehirn mistet aus und räumt auf!
Alle Informationen, welche als nicht relevant erkannt wurden, werden dann wieder vergessen. Es wird Platz geschaffen, so das wir neue Informationen aufnehmen und die wirklich wichtigen Inhalte besser verarbeiten können.
Auch die kreativen Prozesse benötigen diese Pause. So ermöglichen wir unserem Gehirn, auch unterbewusst neue Wege zu ergründen, neue Ideen zu entdecken und Lösungen für Probleme von selbst zu finden. Wir geben ihm Raum und Zeit, so dass es z.B. Probleme, bei denen wir am Tag nicht weiterkamen, noch einmal in Ruhe durchspielt und neue Ansätze probiert. Deshalb hat man häufig auch die besten Ideen, wenn man ein zuerst nicht lösbares Problem ruhen lässt, eine Pause einlegt, sich auf etwas anderes einlässt und auf die innere Stimme achtet.
Wichtig, wenn man während der Nacht so eine Eingebung hat, dann sollte man diese schnellstmöglich aufschreiben. Dadurch ist sie aus dem Kopf und man riskiert nicht die Gefahr, sich am nächsten Tag nicht mehr daran zu erinnern.
Motorische Fähigkeiten (z.B. Gitarre spielen oder diverse Sportarten) werden auch gefestigt, wenn man nach deren Übung einen ausreichenden und gesunden Schlaf genießt.
Wie lerne ich am Besten
Doch wie kann ich das nun am Besten für mich nutzen?
Es ist nichts gegen das morgendliche Lernen einzuwenden. Man hat sich das zu lernende schon einmal ins Gedächtnis geholt und kann dieses später noch einmal wiederholen. Dennoch liegt noch der ganze Tag vor einem und daher kann es sinnvoll sein, wenn man zwei Lernphasen in die zweite Tageshälfte verlegt. Eine am Nachmittag und eine am Abend kurz vor dem Schlafen gehen. Dadurch hat man einen Wiederholungseffekt und der direkt anschließende Schlaf unterstützt den Lernprozess zusätzlich.2
Je besser man dann schläft, desto besser sind die Lernerfolge. Daher ist es wichtig, sich auch an andere Tipps hinsichtlich der Schlafhygiene, möglicher Schlafkiller und die Unterstützung von Einschlafritualen zu halten.
Dennoch muss man eines festhalten – Schlaf allein ist nicht das Allheilmittel – er unterstützt den Lernprozess, doch lernen müssen wir schon noch selbst – unser Leben lang.