Ein bisschen geht doch noch – nur eine Stunde. Und so weiter und so fort. Gerne übertreiben wir es am Abend und gehen viel zu spät ins Bett.
Die Gründe sind vielfältig. Einen Film zu Ende schauen, an der Präsentation für den nächsten Tag arbeiten oder sogar die Arbeit in den späten Abend verschieben.
Einigen unter uns macht das nichts aus. Sie sind eher die Abendmenschen (Eulen) und kommen mit dem späten zu Bett gehen gut klar.
Zählen sie aber wie ich eher zu den Morgenmenschen, den Lerchen, dann ist dieses Verhalten eher kontraproduktiv – man könnte auch sagen, wir schädigen uns selbst. Und das oftmals noch nicht einmal vorsätzlich, sondern aus Unwissenheit darüber, was zu wenig Schlaf mit unserem Körper anstellt.
Die Folgen von zu wenig oder schlechtem Schlaf haben mittlerweile dazu geführt, dass Schlafmangel in den Industriestaaten als eine der Hauptursachen für viele Krankheiten gilt. Und darüber hinaus ist schlechter Schlaf ein Nährboden für unzählige Folgen, welche sich aus Stress ergeben.
Eine schlaflose Nacht
Wenn wir mal eine schlaflose Nacht durchleben, ist das kein Beinbruch. Jeder schläft ab und zu schlecht. Das kann aus einem negativen Ereignis herrühren, welches wir am Vortag erlebt haben oder aus der Vorfreude auf ein bevorstehendes positives Ereignis entstehen.
Dennoch kann schon eine schlaflose Nacht dazu führen, dass unsere Geschicklichkeit, Laune, unser Konzentrationsvermögen oder unsere Aufnahmefähigkeit leiden. Insbesondere kreative Berufe wie Künstler, Mathematiker oder Softwareentwickler spüren das während ihrer täglichen Arbeit.
Und selbst der Verlust weniger Stunden an Schlaf hat Einfluss auf unseren mentalen Zustand. Wir sind gereizt, streitlustig, ermüden am Tag und neigen zu leichten Fehlern.
2-3 Tage ohne Schlaf
Doch das ist nur der Anfang.
Wenn wir mehrere Tage ohne Schlaf auskommen müssen, hat dies erhebliche Auswirkungen auf unseren Körper.
Es erfolgt eine rapide Abnahme der Konzentrationsfähigkeit und unseres Urteilsvermögens1, so dass kreative Leistungen kaum noch möglich sind. Zielgerichtetes und klares Denken fällt uns schwer.
In diesem Zustand sind wir nicht vollständig mit unseren Gedanken und unserer Aufmerksamkeit in der Gegenwart. Daher fällt es uns auch schwer, unsere normale Leistung abzurufen. Es passieren Fehler, welche leicht zu Unfällen führen können.
Leider ist dies auch der Grund, warum diverse Unglücke in der Geschichte erst zustande gekommen sind – und sie wären zu vermeiden gewesen. Einige Beispiele sind der Anstieg von Fehldiagnosen bei jungen Ärzten oder übermüdetes Kontrollpersonal bei der Katastrophe von Tschernobyl2.
Chronischer Schlafmangel
Leiden wir hingegen unter einem chronischen Schlafmangel, kann dies zu physischen Beschwerden führen. Unser Blutdruck steigt, was zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann.3
Darüber hinaus kann die Konzentration an Cortisol in unserem Körper ansteigen. Dieses Stresshormon wird normalerweise durch Schlaf und die Wirkung des Schlafhormons Melatonin verringert. Durch Schlafmangel kann sich das Cortisol im Körper nicht verringern, was zu Dauerstress und einer Daueranspannung führen kann.
Auch unser Gehirn leidet darunter, wenn es nicht den nächtlichen Schlaf zur Erholung bekommt. Durch den Schlaf kann es sich von unwichtigen Informationen befreien und wieder Platz für neue machen. Auch das Lernen wird teilweise im Schlaf vollzogen, wodurch wir ohne ausreichenden Schlaf, unsere Lernziele schwerer erreichen.
Letztendlich benötigt auch unser Immunsystem ausreichend Schlaf. Ohne diesen kann es sich nicht erholen und uns als Barriere gegen diverse Krankheiten zur Seite stehen.
Darüber hinaus verstärken wir oftmals selbst den Schlafmangel. Leiden wir unter ihm, beginnen wir uns Sorgen zu machen und Ängste zu beschwören. Wir möchten gerne Schlafen, doch haben Angst davor, dass es nicht funktioniert. Ein Teufelskreis der Gedanken.
Folgen für Körper und Seele
Viele Schlafprobleme werden teilweise von uns selbst hervorgerufen. Deshalb sollten wir versuchen, diese gar nicht erst entstehen zu lassen.
Wenn wir Raubbau an unserem Körper vollführen, nur weil wir glauben, dass wir dann mehr Zeit im Leben haben, täuschen wir uns. Gerade durch das zu späte und unregelmäßige ins Bett gehen, schaden wir uns mehr, als das wir etwas gewinnen. Wenn wir unserem Körper die Zeit zum Schlaf gewähren, können wir unsere optimale Leistung abrufen. Wer müde ist, verliert Zeit und Lebensqualität.
Andererseits gibt es viele Faktoren, die von außen auf uns einwirken und uns mental aus dem Gleichgewicht bringen. Sei es der Leistungsdruck bei der Arbeit, der soziale Druck der Gesellschaft oder Erwartungen, welche andere an uns herantragen. All diese Faktoren haben Einfluss auf unser Handeln und Denken. Wir machen uns von ihnen abhängig und geben ihnen zu viel Macht über unser Wohlbefinden. In diesem Fall kann Selbstreflexion und die Anpassung unserer Denkweisen helfen, sich aus dieser Beeinflussung zu befreien.
Ein erster Schritt ist das Aneignen von Wissen über die Folgen von Schlafmangel, so dass man sich dagegen wappnen kann. Mit dieser Grundlage haben wir den ersten Schritt vollzogen, um über unser eigenes Schicksal und unseren Schlaf entscheiden zu können.